Birkhahns
Geschichte wäre einen Roman wert. Mit seiner Mutter Bramouse ging es schon
los. Obwohl diese ganz legal von dem Graditzer Gestütsleiter Graf Kalnein
von Baron Rothschild erstanden worden war, drohte ihr und ihrem Fohlen
nach dem Zweiten Weltkrieg die Beschlagnahmung und Rückführung.
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gez. 1945
v. Alchimist - Bramouse v. Capiello |
Züchter:
Madeleine von Heynitz |
Besitzer:
K. H. Wieland |
Trainer:
F. Brege |
Bramouse
wurde seinerzeit Madeleine von Heynitz - sie hatte sich um eine Zuchtstute
beworben - zugeteilt. Sie erzählt: „Birkhahn ist nicht in meinem Gestüt
in Dröschkau bei Torgau geboren, sondern in Altefeld, wo seine Mutter im
Frühjahr 1945 zur Bedeckung weilte. Aus Altefeld wurde Pferd um Pferd (von
der französischen Besatzung) herausgeholt, aber die unscheinbare Bramouse
mit ihrem Fohlen wollte niemand haben. So konnte ich beide eines Tages
holen und brachte sie nach Gut Kirchberg im Harz. Birkhahn bezog eine Kälberbox
im Kuhstall, aber er konnte mit den Kaltblütern auf der Weide herumtollen.
Außerdem wurde er satt, hatte Luzerne und schönes Kleeheu. So führten
wir ein Flüchtlingsdasein.“
Im
Frühjahr 1947 begann für Birkhahn der Ernst des Lebens, er ging in den
Trainerstall von Ferry Höfling nach Hannover. Vor seinem ersten Start erhielt
Frau von Heynitz ein mehr als reizvolles Kaufangebot aus Leipzig für den
Hengst: „Ich nahm Birkhahn am Halfter und führte ihn schwarz über die grüne
Grenze im Harz.“
Birkhahn
war ein sehr hartes, über vier Rennzeiten geprüftes Pferd, auch galt es
während seiner Zeit auf der Bahn einige Blessuren wegzustecken. Der Hengst
gewann 13 Rennen in Serie, er holte sich das Derby im Stil eines Ausnahmepferdes.
Drei Wochen später folgte ein 6 Längen-Sieg im wertvollen Weinberg-Rennen
in Franfurt, man sprach von einem neuen „Wunderpferd“, Vergleiche mit Oleander
und Schwarzgold wurden angestellt. In Birkhahns
Umgebung bekamen Besitzer und Trainer Oberwasser und schienen zu vergessen,
daß Birkhahn ein Pferd und keine Maschine war, sie trauten ihm wohl alles
zu. Er machte schon einen müden Eindruck bei seinem Sieg im Osten, er gewann
zwar - aber alles andere als überzeugend. In maßlosem Ehrgeiz verlud man
Birkhahn nach Köln, um eine Woche später im Gerling-Preis unter hundsmiserablen
Gewichtsbedingungen anzutreten. Hier wurde Birkhahn zum ersten Mal geschlagen,
danach war er nie wieder der Alte. Dazu kommt, daß Birkhahn 1949 bei seinem
zweiten Start schwer angaloppiert wurde und er unentwegt weiter in Rennen
geschickt wurde. Zum bitteren Ende - nur noch ein Schatten seiner vergangenen
Tage - fand er selbst im Osten einen Bezwinger.
Birkhahn
bezog dann im Gestüt Graditz die Beschälerbox. Als Deckhengst im Privatbesitz
leicht gehandicapt brachte er es auf 5 DDR-Deckhengst-Championate. 1959
fädelte das Gestüt Schlenderhan den Austausch von Birkhahn gegen Asterios
ein. Nie hatte es einen besseren Deal gegeben, zwar wirkte Birkhahn nur
6 Jahre als Beschäler im Gestüt Schlenderhan - der Hengst starb im Alter
von 20 Jahren an einem Herzschlag - aber was für Spuren hat der „Löwe“
hinterlassen!
Birkhahns
Bilanz: 22 Starts. 16 Siege, 2 Plätze. Noch Größeres aber leistete
er als Vaterpferd. Hätte Schlenderhan diesen Deal nicht in die Wege geleitet:
ohne Birkhahn hätte es keinen Literat gegeben, keinen Surumu, Acatenango,
Lomitas, Lando, keine Borgia und keinen Belenus ...
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