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gez. 1924
v. Prunus - Orchidee II v. Galtee More |
Züchter:
Gestüt Schlenderhan |
Besitzer:
Gestüt Schlenderhan |
Trainer:
George Arnull |
Leben
oder Tod, es stand auf Messers Schneide für Oleander, als er zweijährig
- bereits 2 Siege standen zu Buche - bei einer leichten Morgenarbeit plötzlich
nur noch auf drei Beinen stand. Der herbeizitierte Tierarzt diagnostizierte
Beckenbruch, war sich aber seiner Sache nicht sicher, eine Kapazität aus
Berlin wurde hinzugezogen. Die Ärzte stellten eine Krepitation (lt. Duden
der medizinische Ausdruck für Reiben und Knirschen bei Knochenbrüchen)
fest. Aussage des Berliners Professors: Theoretisch kann er wieder
werden, er bleibt aber ein Krüppel sein Leben lang.
Baron
Simon Alfred von Oppenheim machte die eventuelle Tötung von Oleander
von der Entscheidung seines Trainers abhängig. Georg Arnull hatte
eine hohe Meinung von dem Prunus-Sohn und traute diesen ärztlichen
Diagnosen nicht über den Weg. Mit viel Geduld brachte er seinen Patienten
langsam wieder auf die Beine.
Durch
diese Verletzung konnte Oleander nicht in den Klassikern an den Start gehen
- sie kamen für ihn einfach zu früh. Aber dann holte Oleander
sich einen big point nach dem anderen. 1927, 1928 und 1929
trug er sich als Sieger in die Annalen des Großen Preis von Baden
ein. Oleander ist damit das einzige deutsche Pferd, das ein und dasselbe
Zuchtrennen (heute auf Gruppe-I-Ebene) dreimal in Folge gewinnen konnte.
1928 schlug Oleander innerhalb der Rennwoche von Baden-Baden gleich zweimal
zu, am 26. August gewann der Hengst leicht das Fürstenberg-Rennen
und holte sich am 2. September in ähnlicher Manier den Großen
Preis. Iffezheim erweist auch heute noch dem vierbeinigen Helden seine
Referenz in Form der Oleander-Straße.
Mit
diesen leichten Siegen im Gepäck wagte man den Sprung in die Höhle
des Löwen und startete im Prix de lArc de Triomphe. Oleander
belegte mit Lajos Varga im Sattel einen ehrenvollen fünften Platz,
er kam allerdings mit einer Blessur, einer Schnittwunde, aus dem Rennen
zurück.
Im
darauffolgenden Jahr ging die Reise zum zweiten Mal nach Paris. Oleanders
Jockey, diesmal der Engländer Joe Child, verlor die Nerven und verpatzte
das Rennen. Entgegen der Order zog er auf der langen Zielgeraden von Longchamp
sehr früh mit dem Hengst in Front und wurde im Ziel von Ortello und
Kantar abgefangen. Child war aber Sportsmann genug und gab zu, daß
er einen Riesenfehler gemacht habe, indem er mit dem Schlenderhaner viel
zu losmarschiert sei, ihn nicht energisch genug nach Hause geritten habe
und daß Oleander mit anderer Taktik zweifelsohne gewonnen hätte.
Oleander überlebte die Schrecken und Wirren des Zweiten
Weltkrieges und kam nach Flucht und Evakuierung zusammen mit Magnat, Samurai,
Schwarzgold, Blaue Donau, Schwarzliesel und anderen Schlenderhanern in
der Zwischenstation Altefeld an. Im Frühjahr 1947 rutschte er auf
einem vereisten Weg aus, brach sich ein Bein und mußte aufgegeben
werden.
Nun
erst man fand heraus, welche Verletzung Oleander als Zweijähriger
davongetragen hatte. Er hatte beide Sitzbeine angebrochen und es ist ein
Wunder der Natur, daß er nicht nur wieder gesund, sondern auch zu
solch großartigen Leistungen fähig wurde.
In Oleanders Rekord stehen bei 23 Starts 19 Siege, 1 zweiter
Platz und 2 dritte Plätze.
Die Derbysieger von 1927, 1928 und 1929 sind heute Schall und Rauch, wer
kennt sie... aber Oleanders Stern strahlt immer noch. Oleanders Gewinnsumme
von über einer halben Million Mark war hierzulande jahrzehntelang
Rekord. Erst Luciano konnte 1967 mehr Geld
eingaloppieren. Der von dem fünffachen Beschäler-Champion Prunus
(ein Sohn von Dark Ronald) abstammende Oleander erwies sich auch bei seiner
zweiten Karriere als Deckhengst als absoluter Volltreffer. Er wurde neunmal
Champion-Deckhengst, worin es ihm nur Ticino
gleichtat. Nordlicht, Periander, Samurai, Sturmvogel,
um nur einige seiner Nachkommen zu nennen - übrigens, als Opa
der legendären Schwarzgold ist Oleander
auch verzeichnet.
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