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gez. 1970
v. Appiani II - Sterna v. Neckar |
Züchter:
Gestüt Röttgen (IRE) |
Besitzer:
Stall Moritzberg |
Trainer:
Theo Grieper |
Arc-Wochenende
in Paris - wir schreiben den 5. Oktober 1975. Von den heutigen Errungenschaften
der modernen Kommunikation via Handy, Telefax, Internet sind wir noch Jahre
entfernt, da sickert plötzlich ganz leise eine unglaubliche Nachricht
in die Turfwelt hinein. Der deutsche fünfjährige Hengst Star
Appeal soll den Prix de l´Arc de Triomphe gewonnen haben?! Die erste
Reaktionen waren ungläubig und mochten so gewesen sein: Haben
wir den 1. April oder was?!, Nette Ente...!, "...
Ach, hör doch auf!, Verbreite hier keine wilden Gerüchte!
Aber
die Nachricht war echt, der in Deutschland nur eingefleischten Turffans
bekannte, unscheinbare Star Appeal hatte mit Greville Starkey im Sattel
als größter Außenseiter aller Zeiten (1197:10) das Monstre-Rennen
gewonnen. Die Sensation war perfekt, die Franzosen erschüttert, die
Engländer schockiert und die Deutschen fingen an zu jubeln! Der erste
und bis zum heutigen Tage einzige Sieg für Deutschland im schwersten
Rennen der Welt war seinerzeit sogar in den Nachrichten von ARD und ZDF
zu sehen! Die Medien überschlugen sich...
Wer war aber Star Appeal, der kleine Große? Geboren und
aufgewachsen ist er in der irischen Abteilung des Gestüts Röttgen,
Baronrath. Als der Ernst des Lebens begann, rückte der Hengst bei
dem bekannten Trainer Oxx in Irland in den Stall ein, bei dem er einige
Rennen gewann, für ihn startete er auch im Irischen Derby - hier sprang
aber nur der siebte Platz heraus.
Röttgen holte den Hengst 1973 zum Herbstmeeting nach Baden-Baden,
man wollte sehen, was der Braune kann und nannte ihn für den Großen
Preis der Stadt Baden-Baden. Zur großen Verwunderung seiner irischen
Umgebung verkaufte Röttgen Star Appeal ein paar Tage vor dem Rennen
für 60.000 DM an den Stahlkaufmann Waldemar Zeitelhack, den Eigentümer
des Stalles Moritzberg. Wäre Star Appeal in Irland auf den Markt gekommen,
hätte es für Röttgen leicht das Dreifache geben können
- hier war der Hengst viel bekannter. Star Appeal gewann das Rennen, noch
für Röttgen, im Canter mit sechs Längen.
Trainer
Oxx hatte Star Appeal vor dem Verkauf noch für das irische St. Leger
gemeldet und fragte Theo Grieper, ob er den Hengst noch einmal mit nach
Irland nehmen könne. Theo Grieper dachte sich wohl: Wenn so
ein erfahrener Trainer dem Hengst eine Chance einräumt, dann sollte
er auch laufen. Star Appeal beendete das Rennen als beachtlicher
Dritter. In diesem Jahr lief er noch im Arc und wurde Zehnter. Als Star
Appeal nach Deutschland zurückkehrte, wurde er zum Trainer Pohlkötter
überstellt, denn Theo Grieper war ja der Privattrainer Röttgens.
Zweimal
lief Star Appeal 1974 unter der Regie von Pohlkötter in Nizza und
belegte einen dritten und einen vierten Platz, wurde Zweiter in einem Gruppe-II-Rennen
in Gelsenkirchen und im Preis der Badischen Wirtschaft, im Juni gewann
er den Concentra-Pokal in Frankfurt, wurde im September in München
noch einmal Zweiter und im Oktober in den Champion-Stakes Vierter.
Im
darauffolgenden Jahr pachtete Waldemar Zeitelhack für 3 Jahre den
Röttgener Rennstall, und mit den 15 Pferden Zeitelhacks übersiedelte
auch Star Appeal zu Theo Grieper, der dessen Training umstellte. Mit Erfolg,
der Moritzberger siegte in den Europa-Gruppe-I-Rennen Gran Premio di Milano
und den Eclipse Stakes. Das hatte die Turfwelt aufhorchen lassen. Aber
einen Sieg im Arc oder auch ein gutes Abschneiden traute man ihm nicht
zu. Aber der Trainer hoffte bei einem normalen Rennverlauf und nicht so
starken Dreijährigen auf ein Abschneiden weit vorne und war guten
Mutes.
Jockey Starkey bekam die Order, nicht gleich mitzugehen, sondern
hinten zu bleiben und zu warten, denn der Schlußbogen in Longchamp
hat es in sich. Erst durch den Bogen und dann noch ein Stück weiter,
dann kannste rennen. Dann ist man zumindest an den Geschlagenen schon ein
wenig vorbei - und aufpassen, die Gerade ist elendig lang...
Starkey
war ein Fuchs und setzte die Order ganz cool um. Obwohl mit der Startnummer
3 nicht gerade glücklich, blieb er hinten und wartete stur ab. Anfang
der letzten Geraden war er Drittletzter, arbeitete sich vor und lag nun
mitten drin, keiner hätte auf die beiden zu diesem Zeitpunkt noch
einen Pfifferling gegeben. Wo war Platz, wo konnte er durchschlupfen? Da
eine Lücke, durch, links herum, rechts da, noch eine Lücke -
es war ein Kreuz-und-Quer-Kurvenritt, aber er kam mit Star Appeal durch
und schlug On My Way glatt mit drei Längen.
Selbstverständlich wurde Star Appeal 1975 zum Galopper des
Jahres gewählt. Für Röttgen hatte sich der vermeintlich
gute Verkauf als fatal erwiesen, denn Ruhm und Ehre heftet man sich ja
bekanntlich am liebsten selbst an die Fahne. Bleibt allerdings zu bezweifeln,
ob Röttgen den Schritt in die Höhle des Löwen gewagt hätte.
Star Appeal gelangen bei 39 Starts 11 Siege.
Star
Appeal wurde im englischen Nationalgestüt als Beschäler aufgestellt,
blieb aber Zeit seines Lebens im Besitz von Waldemar Zeitelhack, er gab
seinen Star nicht mehr her... Zu seinen besten Söhnen gehört
Kamiros, der Gewinner im Preis von Europa 1987. Vor ein paar Jahren trat
Star Appeal ab - der einzige deutsche Arc-Gewinner! Ein Nachfolger wird
gesucht...
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