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gez.
1976 v. Dschingis Khan - Königskrönung v. Tiepoletto |
Züchter:
Gestüt Zoppenbroich |
Besitzer:
Gestüt Zoppenbroich |
Trainer:
Sven von Mitzlaff |
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Wie sich die Zeiten gleichen: Beherrschten 1970 Alpenkönig
und Lombard die Schlagzeilen, spricht man 1979 nur von Königsstuhl und
Nebos. „Der lange Lulatsch mit dem großen Kopp,“
wie Königsstuhl von seinem Züchter, Walter Bresges jun., bezeichnet wurde,
war zweijährig unauffällig. Er kam zwei Mal in kleinen Rennen an den Ablauf,
ein Sieg sprang dabei heraus. Sein Trainer, der legendäre Sven von Mitzlaff,
hielt ohnehin nichts davon, Zweijährige früh starten zu lassen. Die Zweijährigen-Saison
wurde übrigens klar von Nebos beherrscht.
Der
dreijährige „Lulatsch“ startete im März zum ersten Mal und wurde geschlagen,
es folgten zwei Siege in Frankfurt, nach Derby sah das aber noch nicht
aus. Zur allgemeinen Überraschung holte sich Königsstuhl ganz leicht das
Henckel-Rennen, die Renngemeinde fing an, den leicht heftigen Hengst ins
Kalkül zu ziehen. Es folgte die Union und ab dem Zeitpunkt gab es verflixt
viel Aufregung im Vorfeld des Derbys 1979.
In
der Kölner Union erwischte der Zielrichter - und somit auch der Kölner
Rennverein - einen rabenschwarzen Tag. Es hatte einen mörderischen
Zweikampf zwischen Königsstuhl und Nebos gegeben, Kopf an Kopf donnerten
die beiden Kontrahenten dem Ziel entgegen, beide Pferde, beide Reiter (Alafi
und Mäder) schenkten sich nichts. Zielfotografie mußte her. Königsstuhl
wurde zum Sieger erklärt. Ungefähr eine Stunde später - es hatten sich
in der Zwischenzeit einige die Zielfotografie einmal näher angesehen und
laut ihren Unmut geäußert - wurde die Zielfotografie von offizieller Seite
noch einmal herangezogen und ... es war doch Nebos gewesen, der die Nase
vorne hatte! Beim Kölner Rennverein atmete man tief durch und zahlte die
Nebos-Wetten „nach“, dies schlug mit ungefähr DM 60.000 zu Buche.
Alle
warteten nur noch mit Spannung auf das Derby, sollte es doch endlich Klarheit
bringen, welchem der beiden Hengste die Krone des Jahrgangs gebührte. Wer
dieses Derby gesehen hat, wird es nie vergessen, den Kampf zweier großartiger
Pferde ... Königsstuhl, wie immer mit dem Ungarn Peter Alafi im Sattel,
braust auf der Zielgeraden los, Nebos liegt scheinbar aussichtlos zurück,
jagt Königsstuhl mit einem Speedwirbel, der seinesgleichen sucht, nach,
holt auf zweihundert Metern vier Längen raus. Hundert Meter vor dem Ziel
stellt Nebos Königsstuhl, Alafi reitet wie der Teufel, er wußte, irgendwann
kommt Nebos mit seinem fürchterlichen Speed, er will ihn nicht vorbeilassen.
Mäder wirft seine ganze Jockeyship in die Waage, kämpft verzweifelt, doch
Nebos fehlt das letzte Quentchen Kraft, er rückt mit dem Gegner gleichauf,
aber an diesem Tag kommt er nicht an Königsstuhl vorbei. Königsstuhl revanchiert
sich an seinem Widersacher aus dem Union-Rennen mit Kopf. Des einen Freud,
des anderen Leid - hier lag es ungewöhnlich dicht beieinander.
Erneut
besiegte Königsstuhl Nebos im Aral-Pokal, sogar ziemlich deutlich. In Zoppenbroich
nahm man mit dem Start im St. Leger die Dreifache Krone ins Visier. Nun,
das Ergebnis ist Geschichte: Als 13:10-Favorit ging Königsstuhl als einziger
Triple-Crown-Gewinner Deutschlands in die Geschichte ein, und wurde selbstredend
Galopper des Jahres 1979. Vierjährig konnte Königsstuhl bei vier Starts
nicht an seine großartigen Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen. Im Jahr
darauf meldete er sich aber eindrucksvoll zurück, beendete seine Laufbahn
mit einem Fünf-Längen-Sieg in Mailand und bezog die Beschälerbox in
Zoppenbroich.
Königsstuhls
Rekord: 20 Starts, 11 Siege, 7 zweite Plätze. Noch heute wird heftigst
diskutiert, wer das bessere Pferd war, Königsstuhl oder Nebos?
In der Zucht stellte sich rasch und sehr eindrucksvoll heraus, wie gut
Königsstuhl-Kinder mit Nachkommen der Surumu-Linie harmonieren. Aus einer
solchen Verbindung gingen vor allem die beiden Galopper des Jahres Lavirco
und Monsun hervor, der als Vererber in die Fußstapfen seines Vaters
treten zu können scheint. Königsstuhl wurde nur 18 Jahre alt, er ging
1995 ein.
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